Auch Jugendliche mit Behinderung können eine Ausbildung machen. Doch wie einen geeigneten Ausbildungsberuf finden, der dazu noch Spaß macht? Wie eine Lehrstelle? Kann ich Unterstützung bekommen?

Eigeninitiative gehört dazu

Wie für alle Jugendliche gilt es, dass du dir selber deine persönlichen Interessen bewusst machst. Außerdem solltest du dir Gedanken machen, welche Fähigkeiten du hast.
Dabei können auch deine Lehrer und Eltern helfen ebenso wie ein Blick auf die Noten in deinen Lieblingsfächern.
Selbst wenn dann ein körperliches oder geistiges Handicap dann einem bestimmten Berufswunsch entgegensteht, gibt es meist eine ähnliche, geeignete Alternative. So haben beispielsweise  unglaublich viele Berufe mit Lebensmitteln oder mit Computern zu tun. Auf der anderen Seite interessierst du dich sicher noch für andere Themen oder hast andere Vorlieben. Vielleicht stellt eine Ausbildung in diesem Bereich ja kein großes Problem dar.

Unterstützung bei Berufswahl und Bewerbung

Trotzdem bleibt die Unsicherheit oft bestehen und viele Fragen offen. Zum Glück gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten und Anlaufstellen, um die vielen Fragen zur Berufswahl und Ausbildung zu klären. Diese Angebote sind kostenlos. Dazu gehören vor allem:

  • Bundesagentur für Arbeit beziehungsweise das örtliche BIZ: Berater, die sich im Bereich Berufsfindung mit Handicap gut auskennen, bieten jederzeit Einzelberatungen an. Die Experten können individuell auf den einzelnen eingehen und Jugendliche oder ihre Eltern auch über Fördermöglichkeiten informieren.
  • Integrationsfachdienst FID: Der FID ist quasi die Schnittstelle zwischen Agentur für Arbeit, dem Integrationsamt und Rehabilitationsträgern. Zum einen helfen auch dort Mitarbeiter bei der Suche nach passenden Ausbildungsplätzen weiter. Zum anderen berät der FID Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen einstellen möchten. Das kann generell gelten oder in einem konkreten Einzelfall, bei dem nur noch Fragen zu den rechtlichen oder organisatorischen Details offen sind.
    Der Aschaffenburger FID bietet zum Beispiel die Maßnahme „Berufsorientierung individuell“ an. Dabei werden Schüler mit Förderbedarf bis zu einem halben Jahr an Regel- und Förderschulen durch FID-Mitarbeiter bei ihrer beruflichen Orientierung begleitet.
  • Integrationsamt: Die Integrationsämter der Länder sind dann in erster Linie eine Anlaufstelle für Arbeitgeber und interessierte Ausbildungsunternehmen. Für Azubis selber bietet sich der Kontakt zum Integrationsamt eigentlich nur an, um eventuell eine finanzielle Förderung bei einer behinderungsbedingten Anpassung am Arbeitsplatz zu bekommen.

Tipp: Bei Bewerbungen ist es dann sinnvoll, offen mit der Behinderung umzugehen. Auch dabei helfen die genannten Beratungsstellen sicher weiter.

Vor einer Ausbildung

Eine Ausbildung ist immer mit einer großen Umstellung des Alltags verbunden. Um dich darauf vorzubereiten, gibt es auch für dich Möglichkeiten:

  • Das ist zum einen die Aktivierungshilfe (Ah), durch die unter 25-jährige Jugendliche mit einem Handicap an das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem herangeführt werden sollen. Zu den Schwerpunkten gehören die berufliche Orientierung und Bewerbungstrainings.
  • Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) geben ihrerseits Einblick in verschiedene Berufsfelder oder sollen – an den einzelnen angepasst – dem Erwerb von wichtigen Qualifikationen beziehungsweise Fähigkeiten dienen.

Beides sind kostenlose Angebote der Agentur für Arbeit.

Während der Ausbildung

Genauso kann es sein, dass du eine Ausbildungsstelle gefunden hast und dann während der Zeit gern Unterstützung von außen bekommen würdest. Hier stehen drei Alternativen zur Auswahl, wobei im Einzelfall ein Behindertenausweis erforderlich sein kann:

Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) richten sich an Jugendliche mit Sprach- oder Lernschwierigkeiten oder sonstigen Problemen (etwa im sozialen Umfeld).
Ziel ist es, die Aufnahme, Fortsetzung und Abschluss einer Ausbildung zu ermöglichen und Ausbildungsabbrüche zu verhindern.
Eine assistierte Ausbildung (AsA) unterstützt sowohl förderbedürftige junge Menschen als auch ihren Ausbildungsbetrieb während der Ausbildungszeit, wieder mit dem Ziel eines erfolgreichen Ausbildungsabschlusses.
Die außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE) soll schließlich gehandicapten Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichen, wenn es trotz abH und AsA nicht im Betrieb klappt. Eine BaE ist in erster Linie für lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte junge Menschen gedacht, die die allgemeine Schulpflicht erfüllt und noch keine berufliche Erstausbildung haben.

Stichwort Geld: Im Rahmen der staatlichen Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) können Jugendliche in der Ausbildung einen finanziellen Zuschuss zum Lebensunterhalt bekommen, monatlich bis zu 310 Euro (Stand 2019). Das gilt auch, wenn Azubis mit Behinderung nicht in einer eigenen Wohnung leben.